Der deutsche Kajakvierer um Julian Schmiech holt in Bulgarien über die 500-Meter-Strecke den dritten Platz
Im Ziel war nichts zu spüren von Freude. Kein Jubel. Nichts. „Die Stimmung war gedrückt“, sagt Julian Schmiech: „Ich dachte, wir sind Vierter.“ Es brauchte schon den Hinweis der Trainer: „Mensch, ihr seid doch Dritter“, damit sich die Besatzung des deutschen Kajakvierers über den Gewinn der Bronzemedaille bei den Junioren-Weltmeisterschaften im bulgarischen Plovdiv freute.
„Dieses Auf und Ab – und am Ende so ein berauschendes Gefühl“, beschreibt der Kanute von der TSG Heilbronn die gerade einmal 1:23.377 Minuten lange Fahrt: „Eine Medaille in der Königsdisziplin des Kanurennsports zu holen, das ist einfach großartig.“
Der WM-Gefühlssprung von Rang vier auf drei ist am Größten. Es gibt psychologische Studien, die besagen, dass Sportler über den Gewinn einer Bronzemedaille glücklicher sind, als über Silber und Platz zwei. Hauptsache auf dem Treppchen. Hauptsache eine Entlohnung für all die Mühen und vielen Trainingseinheite für David Nedotopa, Julius Mühlnickel, Jaron Schulz und Julian Schmiech.
„Wir haben vielleicht den Endspurt zu spät angesetzt, sonst hätte es noch zu Rang zwei gereicht“, sagt Julian Schmiech, der von der Sporthilfe Unterland gefördert wird. Mehr als glücklich über Bronze waren alle Vier.
„Das war unser bestes Rennen überhaupt, nicht nur von der Zeit her“, sagt Schmiech. Oft genug sei man „am Ende qualvoll gestorben“, erzählt der Gymnasiast: „Jetzt waren wir das erste Mal am Ende schneller als am Anfang.“ Am Ende haute Schmiech alles raus: „Eine B-Note gibt es da nicht mehr.“
Schmiech ist der Exot im deutschen K4-Boot, da er als Einziger nicht an einem Stützpunkt lebt und trainiert.
Der WM-Finaltag begann für den 17-Jährigen sehr, sehr früh. Um 5.40 Uhr konnte er nicht mehr schlafen, ein Zwicken im Rücken brachte zudem die gewohnten Abläufe durcheinander. „Wenn irgendwas anders ist, dann bringt dich das schon aus dem Konzept“, sagt der Leingartener. Ein Trainer löste als Ersatz-Physio die Verspannung.
Immerhin war die ganz große 40-Grad-Dunstglocke über der Strecke in Bulgarien am Freitag verschwunden. Angenehme 30 Grad bei bewölktem Himmel boten perfekte Verhältnisse. Die Hitze hatte zuvor zu teaminterner Verstimmung geführt. Das deutsche K4-Quartett hatte sich nämlich am Donnerstag der Traineranweisung widersetzt, die lautete: Im Hotel und im Kühlen bleiben. Stattdessen fuhren die Teenager um Schmiech an die Regattastrecke, der Konkurrenz bei den Halbfinalläufen zuschauen. „Das wurde von den Trainer als unprofessionell aufgefasst, weil wir uns der Hitze ausgesetzt haben“, erzählt Schmiech.
Er und seine Kollegen gaben mit Rang drei nun die richtige, professionelle Antwort. Der Lohn bei der Siegerehrung bestand wenig später in „einer Ganzkörper-Gänsehaut“, wie Schmiech betonte. Denn bevor Schmiech und Co. die Medaillen umgehängt bekamen, wurde die deutsche Hymne beim Frauenrennen gespielt. „Die Flagge und die Hymne, das macht etwas mit dir“, sagt Schmiech, der mit seinen Teamkollegen schon für die anschließende Medaillenmzeremonie parat stand.
Die WM ist nun für Schmiech beendet. Einen Start in einem Mixed-Wettbewerb wird es nicht geben. Bis Sonntag darf Schmiech nun mit den Kollegen Zeit am Pool verbringen. „Es fällt schon eine Anspannung ab“, sagt Schmiech. Die erste Mahlzeit nach dem Medaillen-Coup fiel allerdings mit Joghurt und Banane mager aus.
(c) Heilbronner Stimme.